Zweite Periode, 843—1273. I. Deutschland u. Italien. 47
Folgen der Kreuzzüge. Hebung der Macht der Kirche und der Fürsten. Aufschwung des Ritterthums, des Standes der Freien, des Handels und des geistigen Lebens. Zunahme von Genußsucht, Aberglaube und Sittenlosigkeit.
§. 26.
b. Die Hohenstaufen (Ghibellinen) und die Welfen (Gnelfeu).
1. Lothar von Sachsen (1125—1137) kämpft mit den 1125-1137. Staufen Friedrich von Schwaben und Konrad von Franken, Heinrich's Iv. Enkeln; gibt Sachsen seinem Schwiegersöhne, dem Welfen H ein rich dem Stolzen,
Herzog von Bayern; hilft dem Papste gegen König Roger Ii. von Sicilien und empfängt Toskana (die mathildischen Güter) als päpstliches Lehen; gibt die Nordmark (1134) Albrecht dem Bären (von Askanien).
2. Hohenstaufische Kaiser, 1138 — 1254. 1138-1254.
a) Konrad Iii. (1138 — 1152) ächtet Heinrich 1138-1152. den Stolzen; Bayern anleopold von Oesterreich,
Sachsen an Albrecht den Bären. Konrad's Sieg
über Welf Vi. bei Weinsberg (Weibertreue; 1140); er giebt jetzt Sachsen Heinrich dem Löwen, Heinrichs des Stolzen Sohn (1142); Albrecht der Bär wird als Markgraf von Brandenburg unmittelbarer Reichsfürst. (Zweiter Kreuzzug).
b) Friedrich I. Barbarossa (1152 — 1190), Kon-1152-1190. rad’s Iii. Neffe, sucht das kaiserliche Ansehen in
Italien wiederherzustellen, besonders gegenüber den lombardischen Städten.
Sechs Züge nach Italien: 1) 1154—1156. Frie-dnch's Kaiserkrönung. Bestrafung des republikanischen Mönchs Arnold von Brescia. Rettung des
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Extrahierte Personennamen: Lothar_von_Sachsen Friedrich_von_Schwaben Friedrich Konrad_von_Franken Konrad Albrecht Konrad_Iii Konrad Heinrich Albrecht Albrecht Welf_Vi Heinrich_dem_Löwen Heinrich Heinrichs Heinrichs Albrecht Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa
46 §. 25-26. Mittlere Geschichte, 476-1517.
obert und den Christen der Zutritt zu den H. Orten gestartet. Streit und Heimkehr der Fürsten. Richard Löwenherz von Herzog Leopold von Oesterreich und von Kaiser Heinrich Vi. bis zur Zahlung eines Lösegeldes (1194) gefangen gehalten.
1202-1204. Vierter (sog.) Kreuzzug (1202—1204). Französische Kreuzfahrer unter Graf Balduin von Flandern und Venetianer erobern Constantinopel, zunächst für Isaak Angelus gegen dessen Bruder Alerius Iii. und gründen dann daselbst das lateinische Kaiser-thum (1204), welches Michael Paläölogus von Nicäa aus (1261) wieder zerstört.
Anderweitige sog. Kreuzzüge: a) der Kinder, von Südfrankreich aus (1212); b) des Königs Andreas von Ungarn gegen Damiette (bei Alerandria; 1219); c) des päpstlichen Legaten und der französischen Könige gegen die ketzerischen Waldens er und Albigenser in Südfrankreich (1209 — 1229).
1228-1229. Fünfter Kreuzzug (1228—1229). Kaiser Friedrich Ii., im Banne Gregor's Ix., schließt einen Vertrag mit Sultan Kamel, krönt sich als „König von Jerusalem". Ein Angriff der päpstlichen Söldner auf Friedrich's Erbland Sicilien nöthigt den Kaiser zur Heimkehr.
1248-1254. Sechster und siebenter Kreuzzug (1248—1254 u.
1270). — Jerusalem von den türkischen Chowares-miern erobert (1244). Ludwig Ix. der Heilige, König von Frankreich, nach der Eroberung von Damiette gefangen genommen (1248) und durch Lösegeld frei, erliegt auf einem neuen Zuge vor Tunis einer 1270. Seuche (1270). Akko und die übrigen Besitzungen der Christen in Palästina von den Mamelukken, Leib-1291. Wächtern des ägyptischen Sultans, erobert (1291).
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Extrahierte Personennamen: Richard_Löwenherz Leopold_von_Oesterreich Leopold Heinrich_Vi Heinrich Balduin Isaak_Angelus Isaak Michael_Paläölogus_von_Nicäa Südfrankreich Andreas_von_Ungarn Friedrich_Ii Friedrich Ludwig_Ix Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Alerandria Südfrankreich Sicilien Jerusalem Frankreich Palästina
Hab es dach wenige, die es zu übersehen vermerken.
Dabei wurdeu die Geistlichen durch Vermächtnisse,
Schenkungen, und dadurch, daß der Besitz in der tob-
ten Hand nicht theilbar oder vererblich war, sondern
nur vermehrt werden konnte, immer.reicher (aber frei-
lich nicht in gleichem Maaße -frömmer). Die Mönche
bekamen im Üteu Jahrhundert von Benedict von Nursia,
eine sogenannte Regel, (Benedictiner) nach welcher sie
Zusammenleben mußten; und eben ihre Abgeschlossenheit
von der Writ/ihre Ehelosigkeit, verliehen ihnen groß-
ßes Ansehen, so wie sie auch damals noch um Urbar-
machung großer Länderstrechen, und selbst um die Wis-
senschaften und Künste unverkennbare Verdienste hatten.
Die Patriarchen von Rom, denen Noms Weltherrschaft
noch im Gedachlniß war, hatten schon seit der Verle-
gung des Kaisersitzes sich immer unabhängiger zu machen
gesucht, und wenn sie sich seit Gregor den^ Großen
5y5 auch Knecht der Knechte Gottes nannten, so such-
ten sie sich doch das höchste kirchliche Ansehen zu ver-
schaffen. Vorzüglich unterstützte sie dabei ihre Freund-
schaft mit den fränkischen Majprdomrn, die sie gegen
die Langobarden unterstützten, und ihnen bedeutende
Gebiete Italiens schenkten, wodurch sie die erste welt-
liche Macht erhielten, und um diese Zeit .auch dey
Namen oder Papst annahmen. Auch daß Pipin
zur bessern Gründung seiner Königswürde, bei dem
Papste angrsragt hatte, und von diesem nachher gesalbt
worden war, wurde von den Päpsten bald zu neuen
Ansprüchen benutzt. Aber die eigentliche Ausbildung der
Kirchen Herrschaft oder H i e r a r ch i e gehört erst der fol-
genden Zeit an.
Neben der Hierarchie zieht sich aber auch als zwei-
ter Hebel des ganzen Mittelalters das sogenannte
Lehn wesen (Feudalsystem) hin. Aus freiwilligem An-
schließen an mächtige und tapfere -Männer zu kriegeri-
schen Unternehmungen (den sogenannten Gefolgen oder
Gesellenschaften), wofür Waffeü und ein Theil der
Beute zum Ersatz gegeben wurden, entstand bald bei
Eroberungen ganzer Länder, ein Verleihen von Lände-
reien, außer dem allgemeinen Ervberungsantheil, an
diejenigen, welche die Anführer noch durch engere
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Extrahierte Personennamen: Benedict_von_Nursia Gregor_den^ Gregor
Unted diesem Namen verstand man aber nicht blos
abweichende Begriffe von dem Lehrkanon der Kirche,
sondern auch jeden Zweifel an der Macht der Papste
und der Kirche, uttb bald auch jeden Versuch, Irrthü-
mer und Gebrechen abzuschaden. Nun hatte sich aber,
gerade je anmaßender die Papste nach Gregor Vii., eiir
Alexander Iii., Ii^iocenz Iii., Iv, Gregor Ix. und
andere geworden waren, ihnen immer mehr damit un-
zufriedene Männer widersetzt, wie Arnold von Brescia,
der Schüler des großen Abälard, oder wie die Katharer,
Waldenser (von Petrus Waldus zu Lyon), die Albigen«
ser im südlichen Frankreich, gegen welche bald ein förm-
licher Kreuzzug gepredigt und mit Feuer und Schwert
verfahren wurde/— Es entwickelte sich noch in dieser
durch die Kreuzzüge auch geistig aufgeregten Zeit die
Nationalpoesie der westeuropäischen Völker, besonders
in Spanien, im südlichen Frankreich, wo die provenga-
Irschen Troubadours, in Deutschland, wo die Minne-
oder Licbessanger (auch schwäbische Dichter genannt)
nicht wenig berühmt wurden. Selbst Fürsten und Kais
ser schämten sich nicht, zu ihnen zu gehören, und wie
sie meist Nitterthum, Liebe, Ehre, Religion befangen,
gaben sie vereint mit den Kreuzzügen dem Nitterthume
selbst eine höhere Weihe; der Ritter mußte bald beim
Ritterschläge (früher war es ein förmlicher Probekampf
vor der Aufnahme) geloben, Religion und Tugend zu
ehren und zu schützen, und nur ehrlichen Kampf zu
führen; und die Turniere (die olympischen Spiele des
Mittelalters) sollten eigentlich nicht nur auf ebenbür-
tige, sondern auch auf unbescholtene Ritter sehen.
Auch mußten wohl solchemittel einwirken, um den
rohen Nausgeist des Adels zu bändigen; denn die Herr-
scher waren bet der neuen erst sich bildenden Rechts-
und Gerichtsverfassung selten im Stande, die oft ge-
botenen Land - und Gottesfrieden aufrecht zu erhalten.
Mancher trotzte jeder weltlichen und geistlichen Strafe,
und wurde der Teufel einer ganzen Gegend. Da bil-
deten sich in Deutschland, wo das Fausirecht am schwer-
sten zu bezwingen war, weil statt Eines fast 500 Lan-
degherrn und Gebiete waren, eine Art Gerichte, die
durch ihr heimliches Walten und durch die vergrößernde
8 *
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Vii Gregor Alexander_Iii Alexander Gregor_Ix Gregor Arnold_von_Brescia Petrus_Waldus
Extrahierte Ortsnamen: Lyon Frankreich Spanien Frankreich Deutschland Deutschland
123
Anjou gefolgt. Scklechre und drückende Negierungen
v-ranlaßten, das; das Volk sich Frecheusbrtefe erzwang,
und eine Volksvertretung (Parlament), welche, wie
mangelhaft sie war, doch der Könige Willkür schwäch-
te, und dem Volke größeres Selbstvertrauen verlieh.
Auf die Kampfe mit Frankreich folgten bald innere;
indem zwei große Hauser, Pork und Lancaster (die
weiße und die rolhe Rose) l453 sich über den Besitz
der Krone blutig stritten. Eine Herrath Heinrichs Vii.
(1485— 150t)) beendete den schweren Streit. 3n ^'W
Schottland herrschte seit 1371 das Haus Stuart, das
unglücklichste, was je regiert hat.
Zerstückelter als nie erscheint Italien. Neapel
und Sicilien, der Hohenstaufen Crbland, schmachtete
unter Karls von Anjou Drucke. Nur in Sicilien ge-
lang es, die französische Herrschaft mit der Aragoni-
schen zu vertauschen, indem man plötzlich (Ostern 1282)
über die Franzosen auf der Insel herfiel (sictlianische
Vesper), und sie erschlug. Neapel aber kam nach viel-
fachem Herrscherwechsel erst um 1458 an Aragonien. — 7c
Im Kirchenstaate war Nom endlich von den kai-
serlichen Statthaltern durch die Papste befreit, ein Car-
dinalcollegium und (1300) von Bontfaz das große Ju-
beljahr mit dem allgemeinen Ablaß eingeführt worden,
den sich gegen 200000 Pilger holten, und so reiche
Gaben zurückließen, daß 2 Priester wochenlang be-
schäftigt waren, sie vom Altar herabzunehmen. Desto
mehr empfanden die faulen Römer die Abwesenheit der
Päpste in Frankreich zu Avignon. Die großen Adels-
geschlechter der Colonna und Ursini bekämpften sich; ja
es warf sich sogar. (1z47) ein L7o,tarius Cola dt Rien-
^nach Vertreibung des Adels zum Ritter vom heilt»
gen Geist, Befreier der Stadt, Eiferer für das Wohl
Italiens und Tribunus Augustus auf, indem der tolle
Schwindler mit der republtcanischen Form Rom auch
die Größe der alten Zeit wiedcrgeben wollte. Endlich
fiel er durch das Volk selbst, das zur Besonnenheit
zurückgekommen war. — Im obern Italien stritten
sich fast in jeder einzelnen Stadt noch die Welfen und
Ghibelltnen herum, die man endlich gar von zwei
Brüdern, Welf und Gtbel, ableitete. Aber bald wuß«
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Extrahierte Personennamen: Hauser Heinrichs Heinrichs Karls_von_Anjou Karls Bontfaz Augustus Welf
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schottland Italien Neapel Sicilien Sicilien Neapel Aragonien Frankreich Avignon Italiens Rom Italien
Streitigkeiten über die doppelten Naturen, Personen,
Willen u. f. w. in Christa eine Menge Lehren zu. Tage
brachten, deren zu genaue Untersuchung glücklicherweise
der einfach fromme Christ zu seinem Heile nicht bedarf.
Außerdem führten für schwache Regenten wohl auch
Weiber, Verschnittene, Mönche die Negierung. Die
benachbarten drohenden Völker, wie Bulgaren, Perser,
Hunnen, wußte man durch Tribute zu beschwichtigen,
und als die Araber Consiantinopet selbst belagerten,
schleuderte man gegen ste das auch unter dem Wasser
brennende, unverlöschliche griechische Feuer. Unter vie-
len Kaisern zeichnet sich Iustinian I..aus (521 —505),
der nicht allein Italien wieder eroberte, sondern auch
für sein Reich ein nach ihm benanntes Gesetzbuch aus
ältern Duellen und neuern Edicten Zusammentragen ließ
(Codex Justin ia ja eus), welches noch jetzt viel Anse-
hen genießt. Mit allen feinen Verdiensten aber um
die Rechtswissenschaft konnte er die Parteien der Grü-
nen und Blauen (die von der Rennbahn sich bald über
Stadt und Hof verbreiteten, und Hof- und Volks-
faction wurden) nicht unterdrücken. Mit den philo-
sophischen Schulen zu Athen gieng dies freilich leich-
ter! Im 6ten Jahrhundert brach der sogenannte Bil-
derstreit in Eonßantinopel aus, indem einige christliche
Kaiser die Bilder aus den Kirchen entfernten, die frei-
lich ganz irrig angebetet wurden. War auch die Ab-
sicht gut, so wurde doch der Streit darüber sehr heftig,
und der Bischof von Rom, der längst auf eine gute
Gelegenheit gewartet hatte, von den Kaisern Coustan-
tinopets sich ganz los zu machen, erklärte sich für die
Bilder, schloß sich an die fränkischen Majordomen an,
und riß sich von Byzanz los. Auch über den Rang
neben dem Patriarchen von Constantinepel, wie über
die Lehre des Ausganges des heiligen Geistes vom Va-
ter und Sohn zugleich (nach römischer) und vom Va-
ter allein (nach griechischer Meinung) war man irr
Streit gerathen. Ströme Blutes fioffen über jenen
Bildersireit, der endlich doch zurückgenommen werden
mnßte, so wie auch das weife Unternehmen, das Mönch-
thumc'aufzuhehen, scheiterte. Doch gehörten gerade
Leo Isaurirr, und Consilntin V., nnter devev
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Extrahierte Personennamen: Christa Iustinian Leo Isaurirr Leo Consilntin_V.
Extrahierte Ortsnamen: Hunnen Italien Eonßantinopel Rom Byzanz
Mai 1ö10) getroffen hätte. Ludwig Xiii., fein Sohn,
folgte bis 1643, für den feit 1ö24 der große Cardi-
nalministep Richelieu das Staatsruder führte. Wenn
dieser auch die Hugenotten unterdrückte, so blieb er
doch der Politik Heinrichs g e g e n Oesireich und Spa-
nien getreu, und unterstützte im dreißigjährigen Kriege
die deutschen Protestanten.
Wie nach Spanien und Portugal, war auch nach
Italien, Rußland und die Türkei die Reformation
nicht eingedrunqen, während sie in Polen und Ungarn
wenigstens einzelne Anhänger zahlte, und Preußen sie
ganz angenommen hatte. In Italien fühlte Nom
die Folgen der Reformation in den so sehr verminder-
ten Geldzuflüssen aus dem übrigen Europa am meisten.
Selbst nicht einmal seinem verbesserten Calender könnt»
Gregor Xiii., 1532, Annahme von Seite der Prote,
stauten verschaffen, daher diese noch lange um 10—12
Tage, wie noch heut die Russen, hinter den Katholiken
und der wahren Zeit zurückblieben. Doch gelang es
den Päpsten, ihren Kirchenstaat mit Bologna, Ancona,
Ravenna und Ferrara zu vergrößern. Neapel und
Stcilien schmachtete unter dem Drucke spanischer Vice-
könige, der. viele Empörungen erzeigte, unter denen
die des Fischhändlers Thomas Aniello (1647) sehr be-
deutend war, wenn gleich Masaniello endlich von sei-
nem eigenen Haufen erschlagen wurde. Mailand war
aus den Händen der Visconti in die der Sforza ge-
kommen, diesen aber durch Ludwig Moro (mit der
Maulbeere) wieder entrissen worden, der einen mäch,
tigen Kampf über Neapel und Mailand zwischen
Deutschland, Frankreich, Spanien und Venedig ent-
zündete, und endlich sein Mailand zugleich mit seiner
Freiheit verlor. Später gab Karl V. es seinem Sohne
Philipp. Venedig nach Verlust des Hauptzwischen-
handels mit Ostindien, und bei der gefährlichen Nach-
barschaft der Türken, sank immer mehr in drückender
Aristokratie zusammen, während Genua in seinem Doge
Andreas Doria nicht blos den größten Admiral jener
Zeit, sondern auch einen weisen Gesetzgeber hatte;
doch wäre Genuas aristokratische Verfassung bald ein
Opfer einer Gegenrevolution des Fieöko, Grasen von
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiii Ludwig Heinrichs Heinrichs Gregor_Xiii Gregor Thomas_Aniello Masaniello Sforza Ludwig_Moro Ludwig Karl_V. Karl_V. Philipp Philipp Andreas_Doria
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Portugal Italien Polen Ungarn Italien Europa Bologna Ancona Ravenna Ferrara Neapel Mailand Neapel Mailand Deutschland Frankreich Spanien Venedig Mailand Ostindien Genua
lss
1
Sitte, daß jeder neue König der Deutschen wegen
jener beiden Kronen einen sogenannten Römerzug that;
wom t leider auch großes Unqlück über Deutschland
kam, indem die Italtäner selbst sich oft widersetzten,
und die Papste über ihre und der Kaiser Rechte, mit
den letztern in heftige Händel gerielhen, und allmäh-
lig behaupteten, die Kaiserkrone nach Gutdünken ver-
geben zu können; während die deutschen Könige sie als
ihnen gebührend ansprachen, und überhaupt auch dal
Recht, Päpste ein - und abzusetzen, als erste weltliche
Fürsten der Christenheit und Beschützer der Stadt
Rom zu h-ben meinten, auch oft genug übten. Daher
hatten schon die folgenden beiden Ottonen blutige
Kämpfe in Italien zu bestehen, und fanden auch ihren
Tod daselbst. Ihr Nachfolger, Heinrich Ii., der Stif-
ter des Bisthums Bamberg, holte sich wenigstens dort
durch einen Sprung durchs Fenster ein lahmes Bein.
< Die Salische und Fränkische Dynastie, die nun
den Thron bestieg, zählte mehrere sehr unternehmende
Fürsten, aber auch einen sehr unglücklichen König,
Heinrich Iv. i056 — 1106, der in der Jugend
durch Schmeichler völlig verdorben, die Deutschen, be-
sonders die Sachsen, sehr drückte, worüber diese und
die Thüringer zu den Waffen griffen, ihn mehrmals
schlugen, und sogar mit Hülfe anderer unzufriedener
Fürsten ihm einen Gegenkönig im Herzog Rudolf von
Schwaben, und später in Hermann von Luxemburg
(dem sogenannten Knoblochskönige), aufstellten. Sie
verklagten auch den König Heinrich beim Papste; und
zum Unglücke für ihn bekleidete eben Gregor Vii.
die päpstliche Würde, der, obgleich nur ein Zimmer-
mannssohn von Savona seiner Geburt nach, keinen
geringern Plan hatte, als nicht nur die Kirche völlig
von dem Staate loszureißen, sondern auch die päpst-
liche Macht zur höchsten auf Erden, zur Schiedsrich-
terin aller Könige und Fürsten zu machen. Dazu
sollten erstlich alle Geistliche unverehligt bleiben, um
nicht der Kinder wegen vom Staate abzuhängen und
das Kirchenvermög-n zu zertheilen, sodann sollte auch
kein Geistlicher mehr durch die Lehen seiner Kirche
unter der weltlichen Macht stehen; keine Stelle mehr
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Rudolf_von
Schwaben Rudolf Hermann_von Heinrich Heinrich Gregor_Vii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rom Italien Sachsen Luxemburg Savona
104
erkaufen können. Wie bei dem goldenen Reichsapfel
die Weltkugel sinnvoll unter dem Kreuze, wie der Mond
unter der Sonne stehe, solle fortan der Staat unter
der Kirche und ihrem Oberhaupte stehen. Alle Rei-
che der Welt feien Lehen deö Papstes, und kein Fürst,
Kaiser und König könne ohne seine Einwilligung ge-
wählt werden! Damit hatte die Hierarchie ihren
Gipse! erreicht; allein nur Schade, daß die Kaiser
und Könige der Erde anderer Meinung waren, und
meistens behaupteten, der Papst sei nur Geistlicher,
nicht Weltbeherrscher; sei zwar Vorstand der christli-
chen Gemeinde und Statthalter Christi <*uf Erden,
aber auch Christi'reich sei nicht von dieser Welt
gewesen.
Gregor nah>n die Klagen der Sachsen wohlgefäl-
lig auf, und that endlich Heinrich, der ihn abzusetzen ge-
wagt, in den Bann. Sofort sollte nun niemand mit
ihm mehr Gemeinschaft haben, keiner ihm gehorchen.
Hatte nun Heinrich seiner Unterthanen Liebe besessen:
so würde er nicht demüthig nach Italien gepilgert sein,
und mrt dreitägiger Buße im Schloßhof von Canossa,
wo sich Gregor eben aufhielc, die Lossprechung vom
Banne hoben erbetteln dürfen. Diese wurde ihm zwar
endlich zu Theil, aber noch sollte er nicht vor des
Papstes eigner Untersuchung der Sache, wieder regieren.
Das schien zu arg. Heinrich eilte nach Deutschland,
fand Anhang und erschlug den Gegenkönia, söhnte sich
mit manchem andern Gegner aus, und würde ohne den
Papst aufs Reine gekommen sein, wenn nicht sein eig-
ner Sohn sich gegen ihn empört, den Vater endlich
gefangen genommen, und zur Entsagung der Krone
gezwungen hatte. Der furchtbare Bann ließ selbst im
Tode nicht von ihm ab; denn 5 Jahre blieb die kai-
serliche Leiche zu Speier unbeerdigt, bis endlich der
Bann aufgehoben, und ihr Ruhe in geweihter Erde
wurde, (im.)
Durch solche glückliche Experimente konnte freilich
die päpstliche Macht nur gewinnen. Dazu trugen fer-
ner noch die Sammlungen der Canones, der päpstli-
chen Edikte (Decretalen, wahre und untergeschobene),
tim zahlreichen Mönche, die Reichchümec und das
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Extrahierte Personennamen: Christi Gregor_nah>n Gregor Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Gregor Gregor Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Italien Schloßhof Canossa Deutschland
117
11q7ï Philipp — 1208; Friedrich Ii. — 1250 ;
Konrad Iv. — 1254. Aber ein dreifacher, freilich oft
zusammenfallender Kampf zog sich fast durch alle diese
Regierungen hindurch; erstlich mit dem großen, und
uralten Hause der Welfen aus Schwaben; dann mit
den Städten Ober-Italiens, deren Mehrzahl mit Mai-
land an der Spitze im Gefühle ihrer Stärke von kaiser-
licher Macht unabhängig sein wollte; und endlich mit
den Päpsten. Wie die Hohenstaufen den Herzogsstuhl
von Schwaben, und bald auch von Franken inne hatten,
fo herrschten die Welfen erst in Baiern, und seitdem Lo-
thar Ii. Kaiser geworden, auch in Sachsen. Sic grün-
deten auf ihre Macht den Anspruch an die deutsche
Krone, welche ihnen aber die schlauern Hohenstaufen
aus den Händen zu winden wußten, und gegen die ^
Widerspenstigen mit Schwert und Acht verfuhren. So
verlor Heinrich der Stolze scine Herzogthümcr Sachsen
und Baiern, aber sein nachher so berühmter Sohn,
Heinrich der Löwe, erhielt sich Sachsen durch seiner
Unterthanen Treue, und Baiern gab ihm der Kaiser
Friedrich I. endlich wieder. Als aber Heinrich der Löwe,
der sich in Pommern und Meklenburg, wo Slaven sa-
ßen, ein freietgenes Reich zu schaffen suchte, und, we-
gen seiner Macht nicht ungehaßt und unbeneidet, über
alle Fürsten Deutschlands gefährlich emporragte, seinem
Kaiser einen fünften Zug gegen die Lombardenstädte
mttzumachen verweigerte, sich selbst durch einen Fußsall
des Kaisers, seines Lehnsherrn, nicht erweichen ließ,
und Friedrich nun, 1176, am Comersee geschlagen
wurde: erwachten alle Feinde Heinrichs, und erklärten,
der Kaiser an der Spitze, den Herzog in die Acht,und
seiner Lehn verlustig. Seit dieser Zeit herrschte das
Haus Wittelsbach in Baiern. Nur Braunschweig und
Lünebutg, Heinrichs Erbländer blieben ihm, deren spätere
Fürsten seit 1714 auf Englands Thron gestiegen sind,
wo, wie in Braunschwetg, noch heute Welsen herr-
schen. An Friedrichs I. Kämpfen mit den Lombarden
hatte ein von ihm nicht anerkannter Papst Alexander
Iii. großen Anthril; und die Politik der Päpste blieb
es nun, es meist mit den Lombarden und den Welsen
gegen die Hohenstaufen (oder Waiblingen, Ghibelline»)
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Iii Alexander